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Cláudio Luiz Castro via unsplash.com | © Cláudio Luiz Castro

Gamification – What?

„Heilung benötigt!“, ruft einer meiner Mitspielenden ins Headset, während ich hektisch durch die Zaubersprüche scrolle. Der Bildschirm leuchtet in grellen Farben, während unsere Held:innen Seite an Seite Wellen von kleinen Monstern abwehren. Der Kampf tobt, und das Geschrei meiner Teamkolleg:innen hallt in meinen Ohren wider. Jeder Zauber, jeder Angriff zählt – wir sind kurz davor, den finalen Boss zu besiegen. Mein Herz rast, die Hände sind schweißnass, und ich bin voll und ganz in diese fantastische Welt eingetaucht.

Gamification  | © (c) Axville via unsplash.com

Ich sporne meine Gruppe ein letztes Mal an - „nur noch ein paar Treffer!“. Unser Team koordiniert sich perfekt, jeder kennt seine Rolle. In diesem Moment sind wir nicht nur Spieler:innen, sondern tapfere Held:innen, die gemeinsam für das Wohl des Königreichs kämpfen. Wir arbeiten zusammen, um das Unmögliche zu erreichen, und als der Boss endlich fällt, bricht ein kollektiver Jubel aus.


Das sind Gaming-Momente, die täglich tausende Spielende erleben und an die man sich noch jahrelang zurückerinnert. Doch was macht diese Erfahrung so fesselnd? Warum sind wir bereit, Stunden unseres Lebens in virtuelle Welten zu investieren? Die Antwort liegt in den psychologischen Mechanismen, die Spiele so unwiderstehlich machen und weshalb sie uns immer wieder in ihren Bann ziehen.


Jetzt stellen Sie sich vor, wir könnten diese Elemente auch außerhalb der Spielwelt nutzen. Könnten so mehr Motivation und Bindung im Alltag, bei der Arbeit oder auch im Umgang mit Marken erzeugen. Ta-Da… willkommen in der Welt der Gamification. Bevor wir tiefer in dieses faszinierende Konzept eintauchen, werfen wir einen Blick auf die Gaming-Industrie und warum sie für Unternehmen von so großer Bedeutung ist.

Gamification | © (c) EOEOE

Gaming ist einer der stärksten, globalen Unterhaltungsmärkte

Der Gaming-Markt hat sich in den letzten Jahrzehnten von einem Nischenhobby zu einem gigantischen Wirtschaftszweig entwickelt. Im Jahr 2023 haben weltweit über 3,3 Milliarden Menschen digitale Spiele genutzt und dafür fast USD 190 Milliarden ausgegeben. In Deutschland und Österreich gehen wir davon aus, dass rund 60% der Gesamtbevölkerung diese Leidenschaft teilt. Somit ist Gaming dem damit oft verbundenem Kinderzimmer längst entwachsen.

Warum sollten sich Marken überhaupt für Games interessieren?

Hier finden sich zentrale Argumente. Einerseits gibt es noch zahlreiche Möglichkeiten Produkte und Dienstleistungen, um diese „Stilgruppe“ herum aufzubauen. Andererseits sind Gamer:innen über klassische Kanäle schwer erreichbar, weshalb immer mehr Präsenzen direkt in den diversen Spielwelten realisiert und integriert werden.


Aber Gaming ist eben nicht nur ein riesiger Wirtschaftszweig, sondern auch ein Spiegelbild moderner Kundenbedürfnisse. Menschen lieben Herausforderungen, Belohnungen und das Gefühl von Fortschritt. Und genau diese Elemente können Unternehmen fernab vom Spielen nutzen, um ihre Mitarbeiter:innen zu motivieren und ihre Kund:innen zu binden. Nun sind wir bei der Gamification angekommen. Dabei werden spieltypische Elemente und Mechaniken in einen spielfremden Kontext integriert, um das Engagement, die Motivation und die Bindung von Menschen zu steigern.


Zu den gängigsten Elementen gehören:


  • Klare Aufgaben,
  • zu erreichende Punkte,
  • Levels,
  • Forschrittsbalken,
  • Belohnungen und Auszeichnungen,
  • Teams sowie Ranglisten und
  • die Elemente werden zusätzlich gerne mit einer Prise Storytelling vermischt.


Dieses Rezept schafft Anreize, die dafür sorgen, dass sich Menschen mehr anstrengen und länger bei der Sache bleiben.

Das Octalysis-Framework von Yu-Kai Chou

Ein besonders interessantes und detailliertes Modell zur Gamification ist das Octalysis-Framework von Yu-Kai Chou. Es basiert auf der Idee, dass alle Spiele und spielerischen Erfahrungen durch acht zentrale Core Driver angetrieben werden. Diese Kernantriebe beeinflussen das Verhalten und die Motivation der Menschen. Das Modell hilft dabei, diese Kräfte zu identifizieren und zu verstehen, wie sie in verschiedenen Kontexten eingesetzt werden können.

Jede der Seiten des Achtecks steht für einen Kernantrieb menschlicher Motivation. Im oberen Bereich der Darstellung finden sich „White Hat“ Core Driver, die mit positiven Gefühlen verknüpft sind. Unten befinden sich „Black Hat“ Antriebskräfte, die mit negativen Gefühlen und Vermeidungsstrategien einher gehen. Auf der linken Seiten werden eher extrinsische Motivatoren dargestellt, die von außen nach innen wirken und auf der rechten Seite finden sich die intrinsischen Kräfte, die von einem selbst in die Außenwelt abstrahlen. Im Idealfalls sollten zumindest zwei Core Driver klar herausgearbeitet und erkennbar sein, um nachhaltig auf die Motivation der Rezipienten einzuwirken.


Um die Core Driver noch greifbarer zu machen, haben wir in der folgenden Tabelle konkreter Beispiele aus dem Spiel, dem Privatleben und der Berufswelt zusammen gefasst:

Epische Bedeutung & Berufung Grundsätzlich Menschen fühlen sich motiviert, wenn sie glauben, Teil von etwas Größerem zu sein. Spiel Spiele, um die Welt oder Prinzessin Peach zu retten. Privat Freiwillige Arbeit für eine wohltätige Organisation. Mitarbeiter:innen Zeigen, wie die Arbeit zur Firmenmission beiträgt. Kund:innen Kunden­beteiligung an sozialen oder ökologischen Projekten.
Entwicklung & Leistung Grundsätzlich Menschen streben nach Verbesserung und Anerkennung ihrer Erfolge. Spiel Das Erreichen neuer Level und Fähigkeiten in einem Rollenspiel. Privat Lernen von neuen Fertigkeiten und Erreichen von Zertifikaten. Mitarbeiter:innen Angebot zur Weiterbildung, klare Karrierewege und regelmäßiges Feedback. Kund:innen Belohnungen für das Erreichen von Umsatzstufen.
Kreativität & Feedback Grundsätzlich Menschen lieben es, kreativ zu sein und Feedback zu erhalten. Spiel Sandbox-Spiele wie Minecraft, wo Spielende Welten erschaffen und mit anderen teilen. Privat Basteln, Handwerk, Kochen. Mitarbeiter:innen Ideenplattform für Mitarbeitende und sofortiges Feedback. Kund:innen Ideenplattform für Kund:innen.
Eigentum & Besitz Grundsätzlich Menschen sind motiviert, wenn sie etwas besitzen oder kontrollieren können. Spiel Sammeln von seltenen In-Game- Gegenständen. Privat Sammeln von seltenen Briefmarken, Münzen oder Kunstwerken. Mitarbeiter:innen Unternehmens­beteiligungen oder auch ein personalisiertes Arbeitsumfeld. Kund:innen Bindung durch spezielle Sammel-Programme oder exklusive Produkte.
Sozialer Einfluss & Zugehörigkeit Grundsätzlich Soziale Anerkennung und Gemeinschaft sind kraftvolle Motivatoren. Spiel Kooperative Spiele oder ganze Clans, in denen Spielende zusammen agieren. Privat Vereinswesen, Online- Communities und Social Media. Mitarbeiter:innen Teambuilding Aktivitäten, Network-Events und Mentoring Programme. Kund:innen Eigene soziale Netzwerke oder Communitys für Kund:innen.
Knappheit & Ungeduld Grundsätzlich Knappheit und das Gefühl der Dringlichkeit motivieren Menschen. Spiel Seltene Gegenstände und Events, die nur für kurze Zeit verfügbar sind. Privat Limited Edition Produkte. Mitarbeiter:innen Exklusive Master-Classes mit beschränkter Teilnehmer-Anzahl. Kund:innen Anzeige von Restplätzen oder Countdown-Timer.
Unvorher­sehbarkeit & Neugier Grundsätzlich Überraschung und das Unbekannte wecken Neugier und Engagement. Spiel Zufallsevents und Schatztruhen in Spielen. Was lauert hinter der nächsten Tür. Privat Spontane Abenteuer und Überraschungs- Geschenke. Mitarbeiter:innen Wechselnde Aufgaben, Job- Rotation oder überraschende Belohnungen. Kund:innen Mystery-Boxen, Sammelkarten, Vorprämieren.
Verlust & Vermeidung Grundsätzlich Die Angst vor Verlust oder negativen Konsequenzen motiviert zum Handeln. Spiel Überleben in Spielen, wo Scheitern schwere Folgen hat. Privat Rechtzeitiges Bezahlen von Rechnungen, um Mahngebühren zu vermeiden. Mitarbeiter:innen Klare Deadlines, um negative Konsequenzen zu vermeiden. Kund:innen Warnungen bei nahendem Bonus- Punkte Verfall oder anstehenden Preis Erhöhungen.

Zusammenfassend können wir feststellen, dass das Verständnis der acht Kernantriebe des Octalysis-Modells einen mächtigen Werkzeug-Koffer bietet, um Gamification erfolgreich im Unternehmen zu implementieren.


  • Beginnen Sie damit, die Bedürfnisse und Motivationen Ihrer Mitarbeiter:innen und Kund:innen zu analysieren.
  • Identifizieren Sie Kräfte, die in Ihrer spezifischen Situation am relevantesten sind.


Daraus lassen sich konkrete Strategien und Elemente ableiten, die diese Antriebe ansprechen. Ein ausgewogenes System vermeidet Monotonie und hält das Interesse hoch. Dabei sollte Gamification immer auf die spezifischen Bedürfnisse und Kontexte der Ziel- bzw. Stilgruppen zugeschnitten sein, um maximale Wirkung zu erzielen.

Worauf warten Sie?

Lasset die Spiele beginnen! Und sollten Sie noch auf die richtigen Mitspieler:innen warten – gerne können wir dieses breite und tiefe Abenteuer gemeinsam bestreiten. LetseGO!

Nikolaus Staudacher LEEEEROY

Über die:den Autor:in

Nikolaus beschäftigt sich seit über 15 Jahren beruflich intensiv mit den Themen Gaming & E-Sport und berät Unternehmen, die dieses immense Potenzial erkannt haben und in dem Trendmarkt Fuß fassen wollen.

Nikolaus Staudacher Experte & Gamifizierer T. +43 650 410 19 79 E. nik@breitetiefe.com
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